nachtau
     

mein törichter beweis von leidenschaft

von Beatrice Fleischlin - Uraufführung

In Koproduktion mit dem Theater Tuchlaube Aarau.

 

 

Eine Ode an die Fantasie! Die Kraft, die das Unmögliche
schafft: Schweineställe
in Paläste verwandeln. Eine junge Frau begibt sich auf die
Reise in ihre Kindheit
auf dem elterlichen Bauernhof. Erinnerungsfetzen werden
wach. Die Bilder ihrer
Lebensgeschichte werden vom Glanz und Glamour einer
Varietéaufführung
überlagert, in der die junge Frau Regisseurin und
Zuschauerin zugleich ist.

 

 

 

am heiligen abend gibt es dunkelroten traubensaft. wenn jemand gestorben ist, gibt es frische weggli mit butter und käse im ochsen. wenn die wolle weggebracht ist, gibt es cremeschnitten.

 



 

einmal ist eine ausgewachsene sau im güllenloch

ersoffen. einmal konnten wir eine wieder retten.

aber danach haben wir sie doch geschlachtet.

einmal haben wir meinen bruder felix gesucht.

überall haben wir gesucht. lange haben wir gesucht.

keiner hat es laut gesagt.

aber gedacht haben wir es alle.

 

 

 

 

 

 

einer mutter ihre mutter hatte aufgehört zu

schauen. die suppenlöffel. die kuhfladen. die

mageren bäume. sie hatte es satt in die lichterlose

tallandschaft zu schauen. sie hat einfach aufgehört.

zur tarnung trug sie flaschendicke brillengläser. alle

haben sich mühe gegeben, laut und deutlich zu sein.

keiner hat gesagt: du schaust nicht, warum.

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wenn man nichts sagen will, sagt man nichts. man ist ein nichts oder etwas, dem see ist das egal. er ist die kalte landschaft. wie ich.

 

 

vielleicht geschieht es einfach so.

ich weine und weine,

und eines tages bin ich der see.

wenn es im sommer geschähe, das wäre schön.

dann würden menschen in mir baden.

ich hörte sie jauchzen.

sie würden sich übermütig in mich werfen.

das wäre schön.

sie würden sich küssen an meinem ufer.

ich könnte die enten von unten sehen.

birken würden sich über mich beugen

und mich kitzeln.

ich wäre einverstanden damit.

 

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