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Der Vulkan
Stücke von Schlaflosigkeit
von Jens Nielsen
Sylvie, Chantal und Brit erleben die Zeit zwischen zwei Uhr morgens und dem Sonnenaufgang auf eine geheimnisvolle, teils beunruhigende Weise. Im spärlichen Licht der Nacht, begleitet von einer eigensinnigen Geräuschmusik. Hirnstromverändernd.
Ein zwischen Komik und Tragik pendelndes Geschehen…
Aargauer Zeitung – 16.11.2009 / Roland Erne
Erzeugt ein äusserst beunruhigendes Gefühl eines grossstädtischen „Notturno“... Klassikmagazin – 14.11.2009 / Toni Hiltebrandt
Das Rendez-vous dieser drei Königinnen der Nacht lässt manche Spekulation zu ... NZZ – 23.11.2009 / Barbara Villiger Heilig
Poetisch sind die Bilder... Tages-Anzeiger – 23.11.2009 / Andreas Tobler
Foto von Beni Küng
Chantal
ist bei sich zu Hause. Sie hat einen Mann und zwei Kinder, die alle ruhig schlafen. Aber Chantal kann nicht schlafen. Stattdessen lässt sie sich in ihrer Schlaflosigkeit treiben. Mal zermürbt sie dieser Zustand fast, mal gibt sie sich seinen abgründigen Tiefen hin, dann wieder unternimmt sie ernsthafte Versuche, sich mit wirkungslosen Einschlafübungen zu beruhigen. Erstaunt schaut man zu, wie eine Frau mit einem konventionellen Alltag nachts in seltsame und bizarre Zustände gerät. Und immer wieder wundert man sich, was es mit ihrer schlafenden Familie wirklich auf sich hat.
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Chantal
Immer wenn ich nachts nicht schlafen kann wird alles eng
Obwohl alle andern schlafen
Da wäre doch mehr Platz
Aber nein
Diese Küche zum Beispiel
Sie schrumpft
Ich komme mir vor wie in einer Streichholzschachtel
Oder zwischen meinen Fingern
Der Abstand hier ist viel zu klein
Mehr als so geht nicht
Das stört mich
Es sollte mindestens
Ja
Mehr sein
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Brit
ist in einem ganz anderen Zustand als Chantal. Ihre Schlaflosigkeit hat sie schon ein Stück weiter in eine Art seelisches Zwielicht getrieben, aus dem heraus sie nur noch manchmal tritt, um kraftvoll aber auf groteske Weise ihre Situation zu analysieren. Mit der Zeit aber wird klar: Brit möchte ganz verschwinden, obwohl sie sich davor noch mehr fürchtet, als vor einer schlimmen Tat, die sie vielleicht begangen hat.
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Brit
Das ist nicht meine Wohnung
Das ist ein Zwinger
Ich bin in einem Zwinger
Letztes Mal als ich da draussen war
Draussen in der
Ist das lange her?
Da hab ich
Hab ich da jemanden überfahren
Ja
Jemand von meiner
Mit dem Auto
Was war das für ein Auto
Ein Peugeot
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Sylvie
kommt am besten zurecht mit ihrer Schlaflosigkeit. Wann immer es ihr gelingt, ergibt sie sich dem Zauber der Nacht. Als bekannte Radiomoderatorin ist sie mit aller Welt in Kontakt. Nur wenn niemand anruft, und die Stille herrscht, dann wird sie unruhig und sehnt sich nach Menschen, die ihr etwas erzählen, oder nach ihrem Hund, der sie verlassen hat, um in Paris berühmt zu werden.
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Sylvie
Ecoutez-moi
Ihr nächtlichen Stimmen
Ihr Mondsüchtigen
Kobolde der Stadt
Ruft mich
Ruft
Je n'aime pas le silence
Die Eulen fliegen heute Nacht
Sie machen kein Geräusch
Ich habe nichts von ihrer Schönheit
Je préfère les chiens
Les cochons
Schweine sind gescheit
Eulen sind dumm
Und die Menschen die es verwechseln
Aber meine Freunde sind sie
Mich stören dumme Freunde nicht
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